Hilberia soellingensis (Koenen, 1868)
KOENEN A. VON. 1868. Das marine Mittel-Oligozän Nord-Deutschlands und seine Mollusken-Fauna. Zweiter Theil. Palaeontographica, 16 (3): 223-296, pls. 26-30. [p. 225, pl. 26, figs. 7, 8]
1868 Pecten söllingensis Koenen, 1868
A. von Koenen, 1868, plate 26.
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«P. bifidus Speyer, non Goldf. (Speyer, Söllingen pag. 67)
P. semicostatus Speyer, non Münst. (Speyer, Söllingen, pag. 68.) Vorkommen: Mittel-Oligocän: Söllingen.
Goldfuss hatte zur Abbilduilg und Beschreibung seines Pecten bifidus (II. pag. 69 tab. 97, fig. 10) nur ein Paar ganz junge Exemplare, und nur hierdurch ist es zu erklären, wenn Bronn. (Ind. pal. pag. 920 n. 924) ihn mit dem gäuziirh verschiedenen P. Hausmanni Goldf.*) zu seinem P. multisulcatus vereinigte, und wenn Speyer I. c. die Söllinger Vorkommnisse hierher zieht. P. bifidus, von welchem ich ein zweiklappiges Stllck bei Bünde gefunden habe, könnte ausgewachsen dureli seine Sculptur und besonders durch seine Gestalt allenfalls mit dem P. Janus Goldf. (II. pag. 62. tab. 95. fig. 4 a b) von Bünde etc. (weldien Goldfuss irrig von Wien citirt) verwechselt werden,**) er unterscheidet sich aber schon durch die zum Theil gespaltenen Rippen der rechten Klappe und die mehr zerstreuten, niclit gebündelten Hippen der linken Klappe genügend. Was Deshayes (Suppl. II. pag. 77. tab. 79. fig. 21 — 23) von Jeures und Morigny als P. bifidus Goldf. anführt, hat mit diesem gar nichts zu tliun, sondern gehört zu P. inaequalis AI. Braun (Sandbg. pag. 369. tab. 32. fig. 3; tab. 33. fig. 5). Von dem ächten P. bifidus unterscheidet sich die Art von Söllingen, welche Speyer l. c. als P. bifidus anführt, sehr bedeutend und gehört wold einer neuen Art an. Dieselbe erreicht etwa 40 Mm. Breite und 36 Mm. Höhe. Die reciite Klappe, etwas stärker gewölbt als die linke, hat einige 20 flache Radialrippen, welche etwas breiter als ihre Zwischenräume sind, schon nahe dem Wirbel durch eine Einsenkung meist gespalten werden und sich demnächst verflachen, um früiier oder später fast ganz zu verschwinden. Die rechte Klappe gleicht hierdurch einigermaassen dem P. semistriatus Goldf. (II. pag. 71. tab. 98. fig. 5) welcher vermuthlich mit dem P. semicostatus Goldf. (tab. 98. fig. 7) und P. crinitus Goldf. (tab. 98. fig. 6) zu vereinigen ist. Bei diesem hat aber die linke Klappe dieselbe Gestalt und Sculptur wie die rechte, wenn anders zwei etwas verschoben auf einander liegende Schalen von Bünde zusammen gehören und niclit beides rechte Schalen sind (nur an der einen sind die Ohren genügend erhalten). Jedenfalls kenne ich von Bünde nichts, was der linken Klappe des P. Söllingensis auch nur einigermaassen gliche, woiil aber habe ich sonst noch einige linke Schalen von dort, schwach gewölbt, mit zerstreuten, feinen, granulirten Radialstreifen, mit gleichen Ohren, in der Gestalt recht gut zu P. »emistriatus passend. Nahe den Wirbeln tragen besonders die äusseren Rippen beider Klappen des P. Söllingensis kleine hakige Spitzen, welche indessen bald verschwinden. Die linke Schale hat am Wirbel ca. 20 ziemlich hohe Radialrippen, von gleicher Breite etwa wie ihre Zwischenräume. Zwischen alle oder einzelne dieser Rippen schieben sich früher oder später feinere Rippen ein, welche am Rande mitunter so stark werden wie jene. Nach dem Rande zu verflachen sich die Rippen meist mehr oder weniger. Die Ohren sind gross, die der linken Schale nahezu gleich, mit je 7, meist nur zum Theil deutlichen, schuppigen Radialrippen versehen. Die rechte Klappe hat einen tiefen Byssus - Einschnitt am vorderen Ohre, über diesem aber grosse, runzelige Schuppen, wie ja so viele Pecten-Arten.» •) Die Figuren tab. 97. 8 a—f von Goldfus gehören sümmtlich einer Art au; eins von seinen Stücken ist zweiklappig, und auch ich habe ein Paar solche von Bünde.
••) Es dürfte tab. 95, fig. 4c, von Goldfuss zu P. Janus gerechnet, zu P. bifidus zu zichen zein. ADOLF VON KOENEN, 1868
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«Typen: Lectotypus (hic design.) = Rechte Klappe, Orig. KOENEN T. 26 F. 8 = Fig. 27/GPIG. Die linke KlappeT. 26 F. 7 ist nicht mehr vorhanden.
Locus typicus: Söllingen. Stratum typicum: grauer Sand, Eochatt. Beschreibung: Gehäuseform: fast halbkreisförmig, meist länger als hoch, fast gleichseitig, schwach ungleichklappig.
Wirbel: klein, wenig vorragend, mittelständig. Wölbung: mäßig stark, rechte Klappe nur wenig stärker gewölbt als linke; linke Klappe nicht plan, sondern auch gewölbt(!). Ränder: Dorsalränder vom Wirbel nach den Seiten hin schräg und konkav abfallend, mit stumpfem Winkel oder gerundet in den langen, stark konvexen Ventralrand übergehend. - Vorderohr der rechten Klappe länger als hinteres, schräg abgeschnitten, Byssuseinschnitt deutlich. Ohren der linken Klappe etwa gleichgroß, beide nach den Seiten hin schräg abgeschnitten. Außenseite: Ohren der rechten Klappe mit 3-4 sehr schwachen Rippchen und deutlichen, lamellösen Anwachsstreifen. - Rechte Klappe mit einer Skulptur aus 17- 22 scharfen, fein bestachelten oder granulierten , oft deutlich bifiden Radialrippchen. Diese Rippen werden im Verlauf des Wachstums rasch breiter und verflachen, auch die Furche der bifiden Rippen verschwindet, so daß nur noch einfache, sehr breite und flache Rippen übrigbleiben, die aber bis zum Klappenrand hin völlig verschwinden. Die Ausglättung der Skulptur setzt sehr früh, meist bei etwa 1,5 cm Klappengröße ein. - Anwachsstreifung deutlich, auf den ausgeglätteten Teilen ist oft auch eine sehr feine, Camptonectes-artige StricheJung vorhanden. - Ohren der linken Klappe mit 4-5 deutlichen, bestachelten Rippen. Skulptur der linken Klappe aus 20- 22 scharfen, nur anfangs deutlich bestachelten, dann glatten, kantigen, schmalen Radialrippen, die allmählich breiter und flacher werden. Diese Rippen glätten nicht völlig aus, sondern bleiben bis zum Klappenrand erhalten. In die Zwischenräume können sich feine Sekundärrippen einschalten. Anwachsstreifung und Camptonectes-artige StricheJung sehr deutlich, besonders auf dem Jugendstadium.»
Schloß: Rechte Klappe mit tiefer, dreieckiger Ligamentgrube und je zwei Cardinalcruren, von denen die obere scharf und kräftig, die untere nur sehr schwach ist. Linke Klappe mit zwei den Cruren der rechten Klappe entsprechenden Furchen.
Innenseite : Rechte Klappe glatt, linke Klappe innen entsprechend den Rippen der Außenseite etwas gefurcht oder gewellt, besonders randlich. - Muskeleindruck groß, rundlich, oben schief abgeschnitten. Maße: Länge bis 54 mm, Höhe bis 50 mm. Variation: ziemlich gering. Bemerkungen: Da Söllingen bisher als Mitteloligozän galt, wurden die oberoligozänen Vorkommen von soellingensis nie mit den Söllinger Stücken verglichen und immer falsch bestimmt, meist als bifidus oder lucidus. Von bifidus ist jedoch soellingensis ganz deutlich durch die gewölbte linke Klappe, die sehr rasch ausglättende Skulptur der rechten Klappe und die nur im juvenilen Stadium bestachelten, sonst glatten Rippen der linken Klappe unterschieden. Diese U nterschiede treffen auch für gewisse Varianten von bifidus mit ausglättender Skulptur (P. lucidus sensu SPEYER-KOENEN) zu, so daß eine Verwechslung beider Arten kaum möglich ist.
Von GÖRGES ist die Art (als "lucidus" ) an semistriatus angeschlossen worden. Dies istjedoch wegen der andersartigen Skulpturentwicklung, wegen der gewölbten linken Klappe und wegen fehlender Zwischenglieder nicht möglich. P. soellingensis ist eine völlig eigenständige, von dem mitteloligozänen P. stettinensis KOENEN 1868 abzuleitende Art. Außer von den genannten Lokalitäten liegt auch eine sehr individuenreiche, ganz typische Population aus dem Kasseler Meeressand vom Ittersberg bei Deute (Mbl. 4822 Gudensberg) vor (vgl. RITZKOWSKI 1965: 123, aus der Pectenschillage; Material im GPIM). Vorkommen: Söllingen (260), Hohenkirchen (3), Ahnetal (2), Rumein (30), Deute (zahlreich).»
JANSSEN, R. 1979. Revision der Bivalvia des Oberoligozäns (Chattium, Kasseler Meeressand). Geologische Abhandlungen Hessen, 78: 1-181, pls. 1-4. [p. 62, 63]
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Pecten (Hilberia) soellingensis Koenen; R. Janssen, 1978, Revision der Bivalvia des Oberoligozäns (Chattium, Kasseler Meeressand), plate 2, figures 27, 28.
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