Mimachlamys jakloweciana (Kittl, 1887)
KITTL, E. 1887. Die Miocänablagerungen des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers und deren Faunen. Annalen des k.k. naturhistorischen Hofmuseums, 2: 217-290, pls. 8-10. [p. 274, pl. 9, figs. 12-16]
1887 Pecten jaklowecianus Kittl, 1887
E, Kittl, 1887, plate 9.
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«Dieser Pecten aus der Gruppe des Pecten pusio Pennant trägt auf den flachen Klappen, von welchen die linke noch etwas stärker gewölbt ist, eine sehr variable Zahl von Rippen; man kann etwa 17-20 Hauptrippen unterscheiden, wenn man die mitunter paarweise angeordneten Rippen einzeln zählt. Durch Verschmelzung einzelner Rippenpaare zu einer einzigen Rippe in der Wirbelgegend wird dort die Rippenzahl oft noch geringer, gegen den Umfang zu aber wird diese Zahl häufiger durch Gabelung der Hauptrippen in meist ungleiche Theilrippen, seltener durch Einschaltung von Zwischenrippen bis auf das Doppelte erhöht. Die Rippentheilung geht jedoch selten so weit, dass eine Separirung der Theilrippen einträte, es stehen vielmehr die letzteren zu 2-4 in einem dachförmigen Bündel beisammen, dessen Kamm meist durch eine stärker entwickelte Theilrippe, seltener durch ein Paar gleichmässig ausgebildeter Theilrippen gebildet wird. Wie hei allen verwandten Formen, zeigen sich auf einzelnen Anwachsstreifen lamellare Fortsätze, dieselben sind jedoch meist sehr schwach entwickelt, am stärksten an der Vorder- und der Hinterseite der Klappen. Die vorderen Ohren beider Klappen sind gut entwickelt und zeigen 5-7 deutliche Radialrippen, das der rechten Klappe besitzt einen etwa ein Viertel des Aussenrandes des Ohres einnehmenden Byssusausschnitt. Die hinteren Ohren sind kürzer und ebenfalls radial berippt, diese Rippen wechseln jedoch in Zahl und Stärke ausserordentlich. Bei gut erhaltenen Schalenstücken kann man eine die ganze Schalenoberfläche bedeckende chagrinartige Verzierung erkennen, welche aus zwei sich gegenseitig, sowie die Rippen kreuzenden Lamellensystemen gebildet scheint.
Von allen verwandten Formen steht dem Pecten Jaklowecianus der Pecten pusio Pennant am nächsten , die verwandtschaftlichen Beziehungen mögen vielleicht noch nähere sein als zwischen Pecten pusio und Pecten nimius Fontannes, 1) von welchen letzteren der genannte Autor meint, dass man den Pecten pusio als einen "verarmten und degenerirten Pecten nimius" betrachten könnte. Immerhin ist aber Pecten nimius von beiden durch seine grössere Rippenzahl zu unterscheiden. Es differirt Pecten pusio von Pecten Jaklowecianus durch seine stets geringeren Dimensionen (er erreicht nur etwa die halbe Grösse von Pecten Jaklowecianus), durch den Mangel einer deutlich sichtbaren chagrinartigen Verzierung, besonders aber durch die hohe Entwicklung der lamellaren Fortsätze auf den Rippen und die stets scharfe Trennung der Rippen in Theilrippen. Da Pecten nimius in Grösse und Hauptumrissen mit dem Pecten Jaklowecianus sehr wohl übereinstimmt, so erscheint es angezeigt, die Eigenschaften, welche ihn von dem letzteren unterscheiden, darzulegen. 2) Pecten nimius hat, wie schon oben erwähnt, eine bedeutend grössere Rippenzahl (45 gegen 20 bei Pecten Jaklowecianus); dieselben sind, wie Fontannes ganz treffend angibt, gerundet, die chagrinartige Verzierung ist minder gut entwickelt. Eine andere dem Pecten Jaklowecianus nahestehende Form ist Pecten substriatus M. Hörnes 3) von Burg Schleinitz, Gauderndorf und Meissau, welchen Hilber 4) als verschieden von dem echten Pecten substriatus d'Orb. betrachtet. Die Rippen der übrigens stark abgescheuerten Originale von M. Hörnes sind meist gerundet und durch kleine eingeschaltete Rippchen getrennt; an einzelnen Exemplaren lässt sich allerdings eine Annäherung an die Gruppirung zu zweien, dreien oder vieren in einem dachförmigen Rippenbündel erkennen. Es dürften sich hier Uebergänge zu Pecten nimius ergeben. 5) Vorkommen des Pecten Jaklowecianus: Es liegen vor: aus den Basalttuffen des Jaklo wetz 6 rechte und 4 linke Klappen, aus den marinen Sanden von Sievring eine linke Klappe.» 1) F. Fontannes, Le bassin de Visan (Etudes stratigr. et pal. sur la periode tertiaire dans le bassin du Rhone, III), 1878, pag. 98, Taf. V, Fig. 2. 2) Herr F. Fontannes hatte die Güte, mir seine Originalexemplare zur Ansicht zu senden, wofür ich ihm meinen besonderen Dank schulde, da mir nur dadurch eine genaue Vergleichung möglich wurde. 3) M. Hörnes, Fossile Mollusken des Wiener Tertiärbeckens, II. Band, pag. 408, Taf. LXIV, Fig. 2a und 2b. 4) Hilber, Neue und wenig gekannte Conchylien aus dem ostgalizischen Miocen in Abhandl. der k. k. geolog. Reichsanst., VII. Band, Heft 6, p. 27. 5) Es sei noch angemerkt, dass sich in der Sammlung des Museums unter den Stücken von Pecten scabridus Rss. (= Pecten Lilli Pusch nach Hilber loc. cit.) eines befindet, welches in der Art der Berippung einige Aehnlichkeit mit Pecten Jaklowecianus zeigt. ERNST KITTL, 1887
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