Camptonectes hertlei (Bittner, 1884)
BITTNER, A. 1884. Die
Tertiärablagerungen von Trifail und Sagor. Jahrbuch der Kaiserlich-Königlichen
Geologischen Reichsanstalt, Wien, 34 (3): 433-596, pl. 10. [p. 518, pl. 10, fig. 19]
1884 Pecten (Camptonectes) hertlei Bittner, 1884
A. Bittner, 1884, plate 10.
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«Die Höhe dieser Form beträgt 27 Millimeter, die Breite fast 25 Millimeter, die Länge des rechten vorderen Ohres 8½ Millimeter, die des rechten hinteren Ohres 5 Millimeter. Die Klappen sind beide ziemlich flach, nahezu gleich stark gewölbt, annähernd kreisrund, die Seiten gegen die Ohren ziemlich stark abgesetzt und geradlinig. Die Oberfläche jeder Klappe ist mit zwischen 60—70 etwas unregelmässigen, eingegrabenen Linien verziert, zwischen welchen ganz flache, etwa doppelt so breite Zwischenräume bleiben. Au beiden Seiten wird dieses radiale Liniensystem von einem zweiten System eben solcher eingegrabener Linien unter einem sehr spitzen Winkel geschnitten, so dass spitz rhombische Felder entstehen, welche insbesondere in der Nähe beider Seitenränder sehr prägnant hervortreten. Die Linien des zweiten Systems sind in Beziehung zur Mittellinie symmetrisch angeordnet; sie laufen von dieser Mittellinie dachförmig nach beiden Seiten aus, würden einander daher in der Mittellinie unter einem stumpferen Winkel als der Scheitelwinkel des Wirbels ist, schneiden, wenn sie bis zur Mitte reichen würden, was aber nicht durchaus, sondern nur in der Nähe des Wirbels der Fall ist, während sie sonst auf die Seitentheile beschränkt bleiben und ihre Einwirkung auf die Sculptur sich weiterhin nur in einzelnen Unregelmässigkeiten der Radiallinien verräth.
Die Ohren sind massig entwickelt; das Byssusohr der rechten Klappe ist in einer Radialzone entsprechend dem Ausschnitte nur stark concentrisch im Sinne der Anwachsstreifung gerunzelt, der obere Theil dagegen besitzt ausserdem fünf bis sechs ziemlich stark hervortretende, durch die Anwachsstreifung rauhe, respective schuppige Radialrippchen, welche über den Vorderrand hinausragen, so dass derselbe gekerbt erscheint. Das hintere Ohr der rechten Klappe ist weit kleiner, sehr schief abgeschnitten, ebenfalls mit (sechs bis sieben) schuppigen, schwachen Radialrippchen besetzt. Bei einzelnen Exemplaren geht die Streifung des zweiten Systems auch auf dieses Ohr über und verläuft hier parallel zum Schlossrande, so dass man dann drei verschiedene Sculpturrichtungen hier wahrnimmt (Taf. X, Fig. 19 b). Die Anwachsstreifung pflegt nämlich besonders an den Ohren stärker aufzutreten als an der übrigen Schale, auf welcher sie nur bei eiüzelnen Individuen gegen den Rand hin etwas stärker bemerkbar wird, sich dann hie und da aber auch zu schuppigen Bildungen zu steigern pflegt. Die Ohren der linken Klappe sind wie d:e der rechten gerippt und oft fast gegittert. Im Ganzen ist die Streifung der Schale ziemlich bedeutenden Schwankurgen unterworfen, insbesondere jene des zweiten Systems ist bald stark entwickelt, bald mehr zurücktretend, oft nur einseitig oder nur an der einen Seite stärker markirt u. s, f. Eines der kleineren Exemplare besitzt an der vorderen Seite nur deutlich ausgesprochene Radialrippung, an der hinteren Seite nur die secundäre Rippung. Die Innenseite der Schale ist glatt oder kaum merklich gestreift, die Schale im Yerhältnisse zur Grösse ziemlich dick, braun, hornartig, stark durchscheinend. Schlossrand gerade, etwas schief gegen die Mittellinie gestellt, und zwar so, dass das vordere Ohr das stärker vorragende ist, wie dies bei vielen Pectines vorkommt. Die hier beschriebene Art scheint ein Nachzügler der vorwiegend oder ausschhesslich in secundären Ablagerungen verbreiteten Gruppe der Camptonectes zu sein, denen auch der Pecten filosus Hauer der Raibler Schichten zufallen dürfte. Von tertiären Arten ist mir nichts Nahestehendes bekannt. Pecten pictus Goldf., venosus Speyer und transverelineatus Speyer sind hier kaum in Betracht zu ziehen. Der pliocäne Pecten tigrinus Müll. hat wohl eine ähnlich divergirende, doch noch weitaus feinere Streifung; auch die Bildung der Ohren ist eine ähnliche, jedoch das hintere Ohr des P. tigrinus ganz autfallend klein. Die Art findet sich in den mittleren Lagen der Hangeudmergel des Trifailer Tagbaues I, und zwar, wie es scheint, ausschliesslich auf eine bestimmte Bank beschränkt, welche an der Grenze zwischen den tieferen, rein lacustren und den höheren brackischeu und marinen Lagen dieser Hangendmergel auftritt. In dieser Bank bedeckt sie zwar die Schichtflächen stellenweise vollständig, ist aber so äusserst gebrechlich, dass es nur selten gelingt, eine oder die andere Klappe vollkommen unverletzt blosszulegen.» ALEXANDER BITTNER, 1884
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