Camptonectes aquaetranquillae (Hubach in Görges, 1952)
GÖRGES, J. 1952. Die Lamellibranchiaten und Gastropoden des oberoligozänen Meeressandes von Kassel. Abhandlungen des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung, 4: 1-134, pls. 1-3. [p. 22]
1952 Chlamys picta aquaetranquillae Hubach in Görges, 1952
«Chlamys picta aquaetranquillae GÖRGES, 1940
1884 Pecten pictus GOLDF. — SPEYER-KOENEN, Bivalv. Kassel, Taf. 27 Fig. 5-10.
1891 Pecten pictus GOLDFUSS. — LIENENKLAUS, Doberg, S. 86. [1922 Chlamys picta aquaetranquillae HUB. -- HUBACH, Doberg. M.S., S.68.] 1940 Pecten (Chlamys) pictus aquaetranquillae HUB. — GÖRGES, Rumeln, S. 154. Über die Gründe der Trennung der oberoligozänen aquaetranquillae von den mittelund unteroligozänen P. pictus GOLDFUSS bringt HUBAOH (1922) folgende Ausführungen, die ich, da seine Arbeit nur als Manuskript besteht, vollständig anführe:
"Vom nepionischen Stadium (vgl. JACKSON, Phylogeny of Pelecypoda) an bis etwa 3 = Größe, rundet sich der Umriß, die Schale erscheint gut mediansy=etrisch und gleich lang wie hoch. Unter geringen Schwankungen zwischen längerer und höherer Ausbildung nehmen die Schalen bis 10 = Größe an Höhe zu. Länge zu Höhe = 1: 1,1. Dabei wird durch Vergrößerung der vorderen Schalenhälfte gegenüber der hinteren die Schale median asymetrisch. Im weiteren Verlauf des Wachstums ist die Asymetrie augenfälliger, die Höhe verhältnismäßig geringer. Länge zu Höhe = 1 : 1,03. Der Apikalwinkel ist spitz; er ni=t zwischen 10 und 15 = Länge der Schale schwach zu. Die vordere Flanke der Schale (vord. Oberrand) ist winklig nach innen gebogen, die hintere verläuft anfangs muldenförmig gegen das betreffende Ohr und ist erst später deutlicher abgesetzt. Die hinteren Ohren sind klein, schief abgeschnitten, die vorderen groß, das Byssus·Ohr mit tiefem Einschnitt.
Die Schale ist auch im Alter dünnwandig, und zwar ist die linke, nach unten gekehrte Klappe heller als die bräunlichgelbe rechte.
Die Skulptur ist schwach, in ihren Einzelheiten mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar, sehr mannigfaltig. Sie reicht bisweilen bis an das nepionische Stadium, beginnt aber meist erst danach. Die feine, in regelmäßigen Abständen aufeinanderfolgende, leicht wellige konzentrische Berippung schwächt sich auf dem Schalenrücken gewöhnlich früher als an den Flanken ab, kann aber bei dichterer radialer Skulptur in Gestalt von kleinen Stacheln bis ins Alter fortdauern. An einzelnen Exemplaren tritt sie stärker in Erscheinung. Die radiale, scharf beginnende, dann breiter werdende, im Laufe des Wachstums durch Einschaltung vermehrte Berippung nimmt an Stärke im allgemeinen zu und ist weit augenfälliger als die meist erst unter der Lupe identifizierbare konzentrische. Bisweilen schwächt auch sie, vom Wirbel schärfer ausstrahlend, in den jugendlichen Stadien ab, so daß die Schale im Alter mehr oder weniger glatt erscheint. Bei wenigen Exemplaren ist sie betont. Die Zahl der radialen Rippen beträgt 50-60 und mehr. Gelegentlich treten einzelne derselben hervor, oder es machen sich 3—4 rippenartige Aufwölbungen der Schale bemerkbar, die besonders bei den schwach skulptierten Exemplaren in Erscheinung treten. Die senkrecht gegen den Rand divergierende Berippung läßt sich unter der Lupe bisweilen auch mit bloßem Auge bei glatten Exemplaren verfolgen. Einige Schalen zeigen diese Skulptur ausschließlich. Solche Exemplare wurden von MÜNSTER als Pecten crinitus beschrieben. Sie sind nur Individuen der Variationsbreite.
Vergleicht man mit der beschriebenen Art den eigentlichen Puten pictus von Weinheim, auf den sich die GOLDFUsssche Beschreibung bezieht und der in zahlreichen Exemplaren an Ort und Stelle gesammelt werden konnte, so erkennt man, daß dieser durch einige auffallende Aequipecten-Charaktere abweicht. Er wird sehr groß (bis über 40 mm hoch) und ist dickwandig. Er geht bei 15 mm Größe aus dem Chlamys-Stadium ohne weiteres in das median symmetrische Aequipecten-Stadium über. Damit ist eine Vergrößerung des Apikalwinkels verbunden, der ± 90° beträgt. Auch hinsichtlich der Stärke der radialen Rippen, die früh stark beginnen, sich dann entweder abschwächen oder auch an Stärke zunehmen und deren Zahl ziemlich konstant ist (24—28), machten sich aequipectinide Merkmale geltend. Im übrigen ist aber hinsichtlich der Ausbildung der Ohren, von denen die vorderen sehr groß sind (der Byssusausschnitt tief) und der beträchtlichen Höhe dieser Exemplare sowie der Variationsbreite der Rippen zu bemerken, daß diese Chlamys-Charaktere noch deutlich auf eine Grundform hinweisen, die der Chlamys picta aquatranquillae in tieferem Wasser heimisch ist, während Pecten pictus des Mainzer Beckens in bewegterem flachem Wasser lebte."
Die Schalen von Chl. picta aquaetranquillae, die an allen Fundorten des Kasseler Meeressandes häufig sind, bleiben dort im Durchschnitt noch etwas kleiner als die vom Doberg und von den niederrheinischen Fundstellen.
Material: Zahlreich.»
JULIUS GÖRGES, 1952
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«Chlamys (Camptonectes) aquaetranquillae Görges, 1951 is roughly 1 centimeter in length (cf. [31]; Fig. 8, fig. 4) and can be found quite often in the lowerpart of the exposed Astrup section (Upper Chattian A),also at Doberg, therefore these pectinids are useful for classical pectinid biostratigraphy (cf [31, 38, 39, 61, 62])»
DIEDRICH, G. D. 2012. Palaeoecology, facies and stratigraphy of shallow marine macrofauna from the Upper Oligocene (Palaeogene) of the southern Pre-North Sea Basin of Astrup (NW Germany). Central European Journal of Geosciences, 4 (1): 163-187, figs. 1-15. [p. 168]
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Chlamys (Camptonectes) aquaetranquillae Görges; G. D. Diedrich, 2012, Palaeoecology, facies and stratigraphy of shallow marine macrofauna from the Upper Oligocene (Palaeogene) of the southern Pre-North Sea Basin of Astrup (NW Germany), figure 8.4.
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«Palliolum (s. lat.) aquaetranquillae (HUBACH 1952)
• 1884 Pecten pictus, - SPEYER-KOENEN, Bivalven: partim, T. 27 F. 7, 7a-c, 8, 8a [non GOLDFUSS] .
• 1891 Pecten pictus, - LIENENKLAUS, Doberg : 128 partim. v • 1941 Pecten (Chlamys) pictus aquaetranquillae GÖRGES, Rumein: 154 partim [nomen dubium], [non HUBACH). v • 1951 Chlamys picta aquaetranqui//ae, - GÖRGES, Pectiniden Doberg: 13 partim [nomen dubium], [non HuBACH]. v *• 1952 Chlamys picta aquaetranquillae HUBACH in GÖRGES, Kassel : 22 partim. v • 1957 Chlamys picta aquaetranquillae, - HUBACH, Doberg: 60 partim, T.2 F.1 - 25 [excl. crinitus] . v • 1957 Chlamys picta aquaetranquillae, - GöRGES, Doberg: 119 partim. v • 1958 Chlamys picta aquaetranquillae, - ANDERSON, Niederrhein: 278. v • 1958 Chlamys (Camptonectes) aquaetranquillae, - ANDERSON, Pectiniden: 306, T . 2 F.15- 16. v • 1962 Chlamys (Camptonectes) aquaetranquillae, - ANDERSON, Typen Pectin.: 99. Typen : Das Originalmaterial von HUBACH befindet sich in Berlin.
Locus typicus: Doberg bei Bünde/Westf. Stratum typicum: Doberg-Schichten, Schi. 7 (HUBACH 1957), Eochatt. Bemerkungen: Diese Art ist von GÖRGES lange Zeit trotz Kenntnis des HUBACHsehen Manuskripts falsch interpretiert worden. Wie sein Material zeigt, hat GÖRGES auch Varianten von decussatum und venosum hierher gerechnet. Die Angaben und Abbildungen von GÖRGES 1941 bzw. 1951 lassen eine sichere Identifizierung der Art nicht zu. Erst mit dem wörtlichen Zitat aus dem Manuskript von HUBACH ist eine klare Beschreibung gegeben und damit die Erkennung der Art möglich.
P. aquaetranquillae ist von ANDERSON sehr zutreffend beschrieben und abgebildet worden. In der Schicht 7 des Doberg-Profils ist diese Art sehr häufig, an anderen Fundorten, besonders des Kasseler Meeressandes, ist sie ziemlich selten. Vorkommen: Glimmerode (14), Doberg (50), Hohenkirchen (9), Niederkaufungen (16), Ahnetal ( 4), Rumein (204).»
JANSSEN, R. 1979. Revision der Bivalvia des Oberoligozäns (Chattium, Kasseler Meeressand). Geologische Abhandlungen Hessen, 78: 1-181, pls. 1-4. [p. 54]
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«Original material: Die Slg. GÖRGES mit den Originalen zu den Abbildungen dieser Art bei GÖRGES (1951: Taf.1 Fig.5-7) werden im Senckenberg-Museum, Frankfurt/M., aufbewahrt. Es wäre aus den detailliert beschrifteten Exemplaren zu seinen Abbildungen von 1951 ein Lectotypus auszuwählen.
Vorkommen: Weinheim/Trift, Eckelsheim, Wöllstein.» NEUFFER, F. O. 1973. Die Bivalven des Unteren Meeressandes (Rupelium) im Mainzer Becken. Abhandlungen des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung, 68: 1-113, pls. 1-13. [p. 38, 39]
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«Bemerkungen:
Diese Art ist von Chl. picta so verschieden, daß ich es nicht für richtig halte, sie weiterhin als Unterart dort anzuschließen. Die für die ganze Untergattung typische Camponectes-Feinskulptur, auf der die bisherige Einordnung beruhte, ist dafür kein ausreichender Grund. Die fälschlich an Chl. aquaetranquille angeschlossenen Chl. venosus und Chl. transverselineatus SPEYER sind in Wahrheit Jugendstadien der echten mitteloligozänen Chl. picta. Die von HUBACH für Chl. crinita gehaltenen und zu Chl. aquaetranquillae gestellten Formen sind Jugendstadien von Chl. münsteri. Ebenfalls nicht hierher gehören die Jugendstadien von Chl. cancellata, die von HUBACH (1957) hier angeschlossen wurden. Chlamys aquaetranquillae muß also auf die Formen beschränkt bleiben, die sich durch: 1. die Schalenasymmetrie infolge der verlängerten vorderen Hälfte, 2. die beschriebene charakteristische Gitterskulptur auszeichnen.» ANDERSON, H. J. 1958. Die Pectiniden des niederrheinischen Chatt. Fortschritte in der Geologie von Rheinland und Westfalen, 1: 297-321, pls. 1-3. [p. 307, 308]
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Chlamys (Camptonectes)
aquaetranquillae Görges, 1951; H. J. Anderson, 1958, Die Pectiniden des niederrheinischen Chatt, plate 2, figures 15, 16. |
«Chlamys picta aquaetranquillae GÖRGES, 1940
Taf. 1 Fig. 5, 6, 7
1884 Pecten pictus GOLDF. -- SPEYER-KOENEN, Biv. Kass. Tert., Taf. 27, Fig. 5--9
1891 Pecten pictus GOLDFUSS -- LIENENKLAUS, Doberg 86 1922 Chlamys picta aquaetranquillae — HUBACH, Doberg, M. S. 1940 Pecten (Chlamys) pictus aquaetranquillae HUBACH — GÖRGES, Rumeln 154 HUBACH trennt die norddeutschen oberoligozänen Gehäuse von denen aus dem Mitteloligozän des Mainzer Beckens, Die norddeutschen Vorkommen sind dünnwandig, erreichen durchschnittlich kaum die halbe Höhe der bis über 40 mm hohen Klappen aus dem Mainzer Becken und die Zahl der radialen Rippen beträgt 50 bis 80 und mehr, während die Zahl der Mainzer ziemlich konstant zwischen 24 und 28 liegt.
Material: An den meisten norddeutschen Fundorten zahlreich.» GÖRGES, J. 1951. Die Oberoligozänen Pectiniden des Doberges bei Bünde und ihre stratigraphische Bedeutung. Paläontologische Zeitschrift, 24: 9-22, pls. 1-3. [p. 13]
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ChIamys picta aquaetranquiIIae Görges 1940; J. Görges, 1951, Die Oberoligozänen Pectiniden des Doberges bei Bünde und ihre stratigraphische Bedeutung, plate 1, figures 5-7.
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